Mit Survival Pack allseits gut gerüstet

Mit Survival Pack allseits gut gerüstet

Lieber Herr Sinz,

bereits im „vergangenen Jahrtausend“ durfte ich Sie mit Beginn meines Studiums der Wirtschaftsinformatik kennenlernen. Für den stets vertrauensvollen, humorvollen und motivierenden Umgang sowie die hilfreichen und erkenntnisreichen Diskussionen über die lange Zeit möchte ich mich herzlich bedanken.

Als ich nach meinem Studium ein Jahr bei der SAP verbrachte, traf ich auf einer Party einen Ihrer (mir namentlich bekannten) Kollegen, der mich über meine universitäre Herkunft ausfragte. Als ich stolz die Uni Bamberg nannte, hielt er einen Moment inne und gab zu, dass er zwar häufig (oder war es gar „meist“) etwas anderer Meinung als die Herren Sinz und Ferstl wäre, versicherte mir aber zugleich, dass ich in diesen zwei herausragende akademische Lehrer hätte. Dieser Satz blieb mir auch in Erinnerung, als ich später als wissenschaftlicher Mitarbeiter selbst die „Bamberger Lehre“ vertreten durfte und den Studierenden die nicht immer sofort verständlichen Grundprinzipien vermitteln sollte.

Heute weiß ich, dass es gerade diese Konzepte sind, die es einem in unserer von ständig neuen Schlagworten geprägten Branche – nicht zuletzt auch in der „freien Wildbahn“ als Berater – ermöglichen, überhaupt noch klar zu sehen. Oft kann man neue Ansätze drehen und wenden wie man will, man endet stets bei guten alten Prinzipien wie etwa der Struktur- und Verhaltenssicht, der Aufgaben- und Aufgabenträgerebene oder den autonomen, lose gekoppelten betrieblichen Objekten. Sie helfen nicht nur bei der eigenen Einordnung, sondern auch bei der Kommunikation mit dem Kunden.

Der Wert der Bamberger Ausbildung war daher weniger der eines „Starter Kits“, mit dem man schnell erste Ergebnisse abliefert, sondern eher der eines „Survival Packs“, das es einem selbst in unwegsamem Gelände erlaubt, noch voranzuschreiten und das Ziel im Auge zu behalten. Zu diesem Paket gehören zwar auch eine erste Landkarte und ein Kompass, aber vor allem die Fähigkeit zum Kartenlesen und Navigieren: Noch nie gesehene Landschaften, fremde Karten und dennoch keine ausweglose Situation dank der Erkenntnis, dass Norden auf einer Karte in der Regel oben ist und der Kompass immer dorthin zeigt. Die oben genannten Grundprinzipien spielen gewissermaßen die Rolle der Windrose oder des Koordinatensystems, an denen man sich stets orientieren kann, in heutigem Vokabular würde man derlei Wissen vermutlich mit dem Prädikat „nachhaltig“ kennzeichnen.

Als wissenschaftlicher Mitarbeiter an Ihrem Lehrstuhl konnte ich mir immer Ihres Vertrauens und Rückhalts als Chef sicher sein. Sie gaben mir die Freiheiten, in der Forschung meinen eigenen Vorlieben nachzugehen und diese sogar in die Lehre zu integrieren. Zugleich waren Sie immer mit Rat und Tat zur Stelle, falls es doch einmal unübersichtlich wurde. Das gilt auch ganz besonders für die Betreuung meiner Dissertation, die über die Jahre einige Wendungen nahm. Sie haben mich immer wieder auf den richtigen Weg geführt und vor Fehlinterpretationen bewahrt. So war es letztlich auch in diesem einen Fall vor der Mensa in der Feki, als Sie mir eröffneten, dass ich von nun an Fakultätsvertreter in der „LuSt-Kommission“ des Senats sei – und mir sogleich augenzwinkernd versicherten: „Es ist nicht das was Sie denken!“

Ich wünsche Ihnen herzlichst alles Gute und viel Freude für den neuen Lebensabschnitt.

Ihr Bernd Knobloch