Forschung im alpinen Umfeld – Das SEDA-Doktorandenseminar

Forschung im alpinen Umfeld – Das SEDA-Doktorandenseminar

Ende 2007 begann ich meine Anstellung als Lehre-Mitarbeiter am Lehrstuhl SEDA. In dieser prägenden Zeit vertiefte ich nicht nur meine fachlichen Kenntnisse, sondern hatte auch die Chance mit Herrn Sinz bei einer Vielzahl von Projekten zusammenzuarbeiten und über die Schulter schauen zu dürfen. Dabei imponierte mir stets die Herangehensweise, mit der Herr Sinz eine Aufgabe zunächst strukturierte und anschließend effizient löste. So ist mir die gemeinsame Organisation der Modellierung 2012 hierfür als ein gutes Beispiel in schöner Erinnerung geblieben.

Das größte Projekt während meiner Lehrstuhlzeit aber war die Dissertation. Herr Sinz veranstaltet mit uns (Doktoranden) meist Präsentations- und Diskussionsrunden am Lehrstuhl. Die aus meiner Sicht aber ertragsreichste, und gleichzeitig auch unterhaltsamste Form der Promotionsförderung möchte ich in diesem Beitrag einmal in genau der Art und Weise untersuchen, wie Herr Sinz es – natürlich reine Spekutation- auch tat: Das SEDA-Doktorandenseminar.

Startschuss – Bereits im Frühling 2008 sprachen wir beim Mittagessen samt anschließendem Rundgang über die Idee, ein mehrtätiges Seminar (wie es früher am Lehrstuhl bereits stattgefunden hatte) für die Doktoranden an Lehrstuhl und ihb abzuhalten. Zunächst nur vage formuliert, verfestigte sich diese Idee im Laufe des Sommers. Im Herbst 2008 fiel dann die endgültige Entscheidung ein Seminar zu organisieren.

Statistiken zu Ort und Zeit – Zwischen 2009 und 2014 fanden durchgehend sechs Doktorandenseminare statt. Der zeitliche Rahmen war durch das Ende des Vorlesungsbetriebs und die Termine von Modellierung/WI/MKWI bestimmt. Die Anzahl der Teilnehmer variierte zwischen 7 und 12.

Ort Dauer Alpingebiet
Oberstdorf 7. bis 10. Februar 2009 Nebelhorn und Fellhorn
Lengries 6. bis 9. März 2010 Brauneck und Christlum
Kirchbichl 26. bis 28. Februar 2011 Wilder Kaiser und Kitzbühel
Lengries 11. bis 14. Februar 2012 Brauneck und Christlum
Lengries 21. bis 24. Februar 2013 Spitzingsee, Brauneck und Christlum
Niederau 9. bis 12. Februar 2014 Wilder Kaiser und Kitzbühel

Methodische Betrachtung

Für eine tiefergehende Analyse des SEDA-Doktorandenseminars wird das Konzept des Aufgabenmodells herangezogen (Ferstl und Sinz 2013, S. 97 f.). Die Struktur der Aufgabe Doktorandenseminar zeigt Abb.1.


Abb. 1: Das Doktorandenseminar als Aufgabenmodell

Außensicht – Die Entscheidung ein Seminar zu veranstalten löst als jährliches Vorereignis die Durchführung der Aufgabe aus. Insbesondere drei Sachziele werden dabei verfolgt: Förderung der Forschungsvorhaben (z. B. Dissertationen, Paper); Diskussion fachlicher Ideen der eigenen Forschung, aber auch von Schlagworten, Trends etc.; Team-Building. Als Formalziele sind das Maximieren von Qualitäts- und Zeitmerkmalen der Sachzielerreichung und Minimieren von Aufwänden bei der Aufgabendurchführung vor (z. B. Kosten der Unterkunft) zu berücksichtigen. Der Abschluss des Seminars stellt das Nachereignis dar. Es geht einher mit einem Gewinn an fachlichem Feedback und Erkenntnissen, gesteigertem Teamspirit sowie den geschulten Wintersportskills der Teilnehmer.

Innensicht – Das Lösungsverfahren war stets als straff getaktete Abfolge von Vorgängen gestaltet. Ein Ausnahmeverhalten war hier initial nicht vorgesehen. Im Ausnahmefall (z. B. dem ungeplanten Anstehen auf der Hütt‘n, warten auf weniger geübte Abfahrer oder bei technischen Störungen während eines Vortrags) wurde real-time durch Anpassungen des Tagesablaufs reagiert. Von dem Vorgang der Anreise über die Teamaktivitäten, hin zu Vorträgen und Diskussionen wurden mögliche Leerzeiten minimiert und so eine optimale Ausnutzung der verfügbaren Zeit gewährleistet. Das Aufgabenobjekt des Doktorandenseminars bilden die Forschungsvorhaben in ihren unterschiedlichen Phasen samt entwickelter Prototypen und weiterer Modelle oder Spezifikationen.

Aufgabenträger – Neben den Mitarbeitern und Herrn Sinz waren die besuchten Hotels, Gaststätten & Hütten sowie Wintersportbetriebe (Alpin und Langlauf) für die Durchführung eines erfolgreichen Seminarverlaufs unabdingbar. Insbesondere bei den Hotels ließen sich bei den Instanzen unterschiedlichste Merkmalsausprägungen beobachten (positiv wie negativ). Als Beispiele seien die ausgependelten Zimmer in Lengries, ein Vortragsraum nahe dem Gefrierpunkt oder aber der (hervorragende) Kaiserschmarrn auf der Kitzbüheler Hütt‘n genannt.

Die Abbildungen 2 bis 7 zeigen einige konkrete Realisierungsbeispiele zur Veranschaulichung der vorgestellten Aufgabe und ihrer Aufgabenträger.

Abb. 2 bis 7: Fünf Beispiele für die Realisierung des Doktorandenseminars

Das Doktorandenseminar war eine rundum gelungene Veranstaltung, die uns Mitarbeitern in schöner Erinnerung bleiben wird. Nicht nur die Vorträge, sondern auch das gemeinsame Skifahren, gemütliches Zusammensitzen und das „Sparring“ zwischen den Teilnehmern bis tief in die Nacht machten das Seminar zu einem unvergesslichen Ereignis. Persönlich kann ich sagen, dass sowohl Thema als auch wichtige Konzepte meiner Dissertation hier ihren Anfang hatten.

Ihnen, Herr Sinz, wünsche ich für die Zukunft alles erdenklich Gute und Gesundheit. Ich bin mir sicher, dass Sie all Ihre Pläne mit viel Freude und, wie immer, einer passgenauen Methode erfolgreich realisieren werden.


Ferstl OK, Sinz EJ (2013) Grundlagen der Wirtschaftsinformatik. Oldenbourg, München