Grußwort Holger Wittges

Grußwort Holger Wittges

Lieber Herr Sinz,

sehr oft und gerne denke ich an mein Studium  der Wirtschaftsinformatik 1991-1996 an der Universität Bamberg und insbesondere an Ihren Lehrstuhl mit dem tollen Team – mit Ihnen als Kapitän und Regina Henninges als Steuerfrau.

Nun, da über 20 Jahre vergangen sind, möchte ich Ihnen verraten, wie ich nach Bamberg kam und Ihnen auch ein paar weitere Erinnerungen mitteilen.

Als Professor könnte man ja meinen, dass die Auswahl des Studiengangs und Studienortes durch einen angehenden Studenten im Wesentlichen geprägt ist von Faktoren wie: „Wie ist das Ranking der Hochschule?“, „Wie ist die Qualität der Lehre?“  und „Wie ist die Publikationsstärke der Professoren?“

In meinem Fall war es nicht ganz so. Da ich mich schon in der Schule recht intensiv mit Informatik und der Konfiguration von PC-Hardware beschäftigt hatte, lag der Gedanke das neue Fach Wirtschaftsinformatik zu studieren nicht so fern. Universitäten, die einen entsprechenden Studiengang anboten, waren 1991 noch selten. Münster, Mannheim und Bamberg waren die Optionen, die ich – noch ohne Internet – recherchiert hatte. Für meine Eltern war die Sache eh klar: Münster sollte es werden. Da hätte ich täglich pendeln können. Ich will das jetzt nicht weiter ausführen; ich schaute mir Mannheim und Bamberg an.

Bamberg besuchte ich an einem lauen Sommerabend Ende August 1991. Ich quartierte mich im Hotel Altenburgblick ein und ging los, um die Stadt zu erkunden. Mein erster ungeplanter Weg führte mich zum Greifenklau. Das studentische Treiben im Biergarten, das Essen, das Bier und die Preise gefielen mir. Anschließend führte mich der Weg hinunter in die Sandstraße, wo die Sandkerwa im vollen Gange war… Am nächsten Morgen schaffte ich es dann noch so rechtzeitig aufzustehen, dass ich mich immatrikulieren konnte.

Eine Herausforderung hatte ich dann noch zu meistern: Ein bezahlbares Zimmer musste her. Also druckte ich im Copyshop Flugzettel und verteilte sie am Gabelmann. Spät am Abend traf ich meine zukünftige Vermieterin, die mich mit dem Satz begrüßte, „Ja junger Mann, früher hatten mein Mann und ich – Gott hab ihn selig – unser Gästezimmer noch an Studenten vermietet.“ Damit war dann alles geklärt und das Studium konnte beginnen.

Heiko Raue und Uwe Richter banden einige meiner neuen Freunde und mich gleich in den ersten Wochen in die GI-Regionalgruppe Oberfranken ein, die Sie mit viel Engagement leiteten und die mich zu vielen spannenden Vorträgen über Wirtschaftsinformatik in Coburg, Bayreuth und Bamberg führten. Rückblickend waren die Vorträge eine perfekte Ergänzung zu den Studieninhalten. Und das  Thema Eventmanagement von innen kennengelernt zu haben, hat mir später bei meiner Arbeit oft geholfen.

Wenn ich an Ihre Einführungsvorlesung denke, dann insbesondere daran, mit wieviel Energie Sie gleich im ersten Semester uns Studenten mit Themen der Wirtschaftsinformatik konfrontierten haben, die für Sie zentral waren wie MMS, ERM – besser SERM, oo, ADK, Nutzer-Basis-Maschine und natürlich SOM: SOM, das Sie zusammen mit Professor Ferstl konzipiert hatten und bei dessen Entwicklung Sie beide schon viele Gedanken vorweg genommen hatten, die später unter den Schlagwörtern UML und SOA sehr relevant wurden.

Geprägt hat mich auch Ihre Vorlesung zu wissensbasierten Anwendungssystemen. Als ich die Vorlesung gehört habe, hatten Sie gerade das Kapitel über Prolog erarbeitet und brachten uns zu jeder Vorlesung ganz frische Unterlagen mit. Die Begeisterung und Klarheit, mit der Sie uns anhand griffiger Beispiele den Unterschied zwischen prozeduraler Programmierung und deklarativer Programmierung erklärten und die Inferenzmaschine entmystifizierten, ist mir nachhaltig in Erinnerung geblieben.

Gefreut hat mich auch, dass Sie nicht der Versuchung erlegen sind, einen anderen Ruf anzunehmen und sich aus Bamberg zu verabschieden. Gut, wir Studenten hatten da etwas nachgeholfen 😉

In bester Erinnerung sind mir die Lehrstuhl Ski-Seminare am Nebelhorn geblieben.  Mit jedem Seminar und den geführten sehr intensiven Diskussionen, lichtete sich der Nebel um das Semantische Objektmodell ein wenig mehr…

Ich bin dankbar, dass ich bei Ihnen studieren durfte und in einem angenehmen Umfeld sehr viele Dinge gelernt habe, die auch heute noch für mich von Bedeutung sind.

Für Ihre Zukunft wünsche ich Ihnen und Ihrer Familie alles Gute!

Ihr

Holger Wittges