Laudatio zur Abschiedsvorlesung

Laudatio zur Abschiedsvorlesung

Lieber Herr Prof. Sinz,

nachfolgender Text gibt im Wesentlichen meine Laudatio zu Ihrer Abschiedsvorlesung wieder. Zur besseren Verständlichkeit im Rahmen des Web-Auftritts habe ich jedoch einige Sätze umgestellt bzw. ergänzt.

Nach mittlerweile über 18 Jahren an Ihrem Lehrstuhl bzw. am Wissenschaftlichen Institut für Hochschulsoftware der Universität Bamberg (ihb) will ich hier meine Sicht auf Ihr Wirken innerhalb des Lehrstuhls wiederspiegeln und dabei gleichzeitig den Dank Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die vergangenen Jahre zum Ausdruck bringen.
Zu den wesentlichen Kompetenzen eines Universitätsprofessors zählen neben dem pädagogischen Geschick für die Lehre und der Forschungskompetenz auch die Fähigkeit zur Führung der Mitarbeiter am Lehrstuhl.

Ihr pädagogisches Geschick konnten Sie in der Abschiedsvorlesung eindrucksvoll belegen. Darüber hinaus kann man aber auch die Konzeption und Gestaltung der Studiengänge in der Wirtschaftsinformatik, an der Sie als Prüfungsausschussvorsitzender maßgeblich beteiligt waren, zu Ihren pädagogischen Fähigkeiten zählen. Deren Popularität lässt sich anhand der folgenden Abbildung belegen.

Im Jahr 1995 waren über 2/3 der Studierenden der Wirtschaftsinformatik an bayerischen Universitäten in Bamberg eingeschrieben. Im Laufe der Jahre kamen weitere Studiengänge an anderen bayerischen Universitäten hinzu und die Zahl der Studierenden ist stark gestiegen. Nichtsdestotrotz konnte auch 2015 und 2016 die Universität Bamberg den Spitzenplatz unter den bayerischen Universitäten halten, wobei sich die Studierendenzahlen in Bamberg in dieser Zeit mehr als verdreifachten. Dieser Erfolg ist auch auf Ihr Engagement zurückzuführen.

Neben den zahlreichen Publikationen und Fachvorträgen lässt sich Ihre Forschungskompetenz auch anhand der Forschungsprojekte und Mitarbeiterzahlen am Lehrstuhl aufzeigen.

Zusammengenommen mit dem ihb waren zeitweise über 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Lehrstuhl beschäftigt, somit einem der größten Lehrstühle der Universität Bamberg. In dieser Zeit wurden zahlreiche Forschungsprojekte von Ihnen geleitet, die teilweise aufeinander aufbauten und von denen in dieser Abbildung nur die größeren im Zeitverlauf dargestellt sind. Hervorzuheben ist, dass in fast jedem dieser Projekte neben den üblichen wissenschaftlichen Abhandlungen auch entsprechende Anwendungssysteme oder Software-Bausteine entwickelt wurden. Zum Teil so erfolgreich, dass manche dieser Anwendungssysteme mittlerweile produktiv im Einsatz sind.

Man kann sich nun die Frage stellen, wie Ihre Mitarbeiterführung aussehen muss, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu motivieren, über längere Zeit an diesen komplexen Forschungsfeldern zu arbeiten. Neben der Vermittlung des notwendigen Handwerkszeugs, mit dem sich insbesondere auch Hype-Themen der WI kritisch hinterfragen und bewerten lassen, ist dies aus meiner Sicht insbesondere auf Ihren Führungsstil zurückzuführen.

Lassen Sie mich hierbei drei Aspekte hervorheben:

  • Aus meiner Sicht der wohl wichtigste Aspekt ist die Vorbildfunktion.
    Vielleicht können Sie sich zurückerinnern, bei einer der vielzähligen Diskussionen in der Mittagspause am Lehrstuhl ging es um Kindererziehung. Hierbei vermittelten Sie mir mit Ihrer Erfahrung als vierfacher Familienvater: „Lieber Herr Ulbrich, wenn Sie wirklich wollen, dass Ihre Kinder etwas beherzigen, dann helfen keine Verbote oder Strafen, sie müssen es vorleben.“
    Dies lässt sich sehr gut auch auf Ihr Wirken am Lehrstuhl übertragen. Sie waren uns immer ein Vorbild bezüglich Fleiß, Begeisterungsfähigkeit und Freude an der Arbeit.
  • Als zweiter Aspekt ist das Vertrauen in Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu nennen.
    Ohne dieses Vertrauen hätten sich die Projekte FlexNow und CEUS nicht so entwickeln können, wie sie es getan haben. Gestartet am Lehrstuhl mit einem bzw. zwei Mitarbeitern sind in diesen Projekten Anwendungssysteme entstanden, die mittlerweile bundesweit an einer Vielzahl von Hochschulen produktiv eingesetzt werden und es wurde sichergestellt, dass mit Ihrem Ruhestand und der damit verbundenen Auflösung des ihb beide Systeme an entsprechenden Nachfolgeeinrichtungen betreut und weiterentwickelt werden. Hierzu erfolgt die Ausgründung von FlexNow in die Genossenschaft „Institut für Hochschulsoftware Bamberg eG“ und für CEUS wird eine Kompetenz- und Servicestelle als zentrale staatliche Einrichtung für alle bayerischen Hochschulen an der Universität Bamberg eingerichtet.
    Aber Vertrauen muss von beiden Seiten existieren. Und hierbei ist hervorzuheben, dass Sie bei Problemen jederzeit für Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstanden!
  • Last-but-not-least ist das Zusammengehörigkeitsgefühl am Lehrstuhl bzw. das Team-Building ein wichtiger Aspekt der Ihren Führungsstil auszeichnet.
    Über die Lehrstuhlgrenzen hinaus ist die gemeinsame Mittagspause des Lehrstuhls um 11:30 Uhr bekannt. Der Zeitpunkt war so gewählt, dass mit einer möglichst geringen Wartezeit an der Essensausgabe zu rechnen war. Allerdings stellte die frühe Essensaufnahme für Lehrstuhlneulinge häufig eine Herausforderung dar. Zu den Zeiten an der Feldkirchenstraße nahm der Lehrstuhl daher immer eindrucksvoll einen gesamten Tisch in der Mensa in Anspruch. Bei den offenen Gesprächen am Mittagstisch bzw. beim anschließenden Rundgang wurde nicht nur Fachliches besprochen, sondern es war Ihnen immer ein Anliegen, auch gesellschaftspolitische Themen in den Vordergrund zu rücken.
    Darüber hinaus konnten wir Ihre Leidenschaft für die Stadt Bamberg und für handwerkliche Betriebe bei den Führungen im Rahmen der gemeinsamen Weihnachtsfeiern kennenlernen.
    Ihre Lebensfreude schwappte sogar in solchen Situationen auf uns über, wenn dann schon wieder einmal bei strömenden Regen einer der Lehrstuhlausflüge begann.

Für die vielen schönen Erlebnisse darf ich Ihnen, lieber Herr Prof. Sinz, im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ganz herzlich danken und Ihnen die besten Wünsche für Ihren Ruhestand mitgeben – oder wie Sie selbst treffender formuliert hatten „Unruhestand“, da Sie ja noch einiges vorhaben und u. a. den beiden Nachfolgeeinrichtungen des ihb weiterhin mit Ihrem Rat zur Seite stehen wollen.

Persönlich möchte ich mich bei Ihnen nicht nur für Vermittlung von fachlichem Know-how und der „Assimilation zum Wirtschaftsinformatiker“ bedanken, sondern vor allem für das Vertrauen in den vergangenen Jahren.

Mit herzlichen Grüßen
Achim Ulbrich-vom Ende