Grußwort von Nils Herda

Grußwort von Nils Herda

Lieber Herr Sinz,

während Ihrer Verabschiedung in Bamberg sind bei mir eine Menge Erinnerungen hochgekommen. Mir wurde erst so richtig bewusst, wie sehr Sie mich fachlich geprägt haben und wie sehr das Bamberger Modell der Wirtschaftsinformatik meine Art zu denken bestimmt.

Das erste Mal habe ich Sie, sofern ich richtig erinnere, Anfang November 1990 angesichts der Erstsemestereinführung für das WS 1990/91 in der Feldkirchenstraße im F137 erlebt. Gemeinsam mit den Kommilitonen Alexander Queck, Christoph Breyer und Markus Heitkötter lauschten wir voller Ehrfurcht und bekamen einen ersten Überblick über das noch so junge Studium der Wirtschaftsinformatik. Die Vorlesungen für das erste Semester fanden damals im Audimax statt, die Übung hielt damals der neue Assistent Michael Amberg.

Die Wirtschaftsinformatik war seinerzeit ein Teil der Fakultät Sowi und mit den drei Lehrstühlen Augsburger, Bartmann und Sinz deutlich kleiner als heute. Vom ersten Semester an haben wir die Grundlagen der Wirtschaftsinformatik förmlich aufgesogen und eine ingenieurmäßige Herangehensweise an reale Problemstellungen gelernt.

Ihre Vorlesungen waren dabei immer sehr gut besucht – man hätte sonst richtiggehend das Gefühl gehabt, etwas Wichtiges zu verpassen. Sie haben die Studierenden dabei stets ernst genommen und es didaktisch immer vermocht, eine wirkliche Begeisterung für das Fachgebiet zu wecken. Gerade für Ihre angenehme und sympathische Art wurden Sie zudem sehr gemocht.

Auch als ich wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Lehrstuhl Augsburger wurde, blieb der Kontakt über die Assistentenebene bestehen. Dass Sie Zweitprüfer im Rahmen meines Promotionsverfahrens wurden, hat mich sehr gefreut.

Im Berufsleben habe ich dann aber schnell gemerkt, dass sich die Bamberger Wirtschaftsinformatik doch sehr von den Ausbildungsgängen anderer Universitäten abhebt. Wir wurden systematischer und methodischer ausgebildet und haben ein umfassendes Verständnis unseres Fachgebiets.

Dabei hätte ich mir, ehrlich gesagt, gar nicht vorstellen können, die von Ihnen intensiv behandelten Modelle und Methoden auch in der betrieblichen Praxis direkt anwenden zu können. Aber gerade in der Unternehmensberatung kamen diese vielfach in adaptierter Form von mir zum Einsatz und haben aufgrund der methodischen Konsistenz stets für große Akzeptanz bei Kunden gesorgt.

Und heute unterrichte ich als Professor für Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen in den Bachelor- und Masterstudiengängen sowie an unserer virtuellen Hochschule selbst die Grundlagen für Wirtschaftsinformatik, natürlich mit dem originalen Bamberger Material. Auch unsere Studierenden arbeiten mit dem „FeSi“, wobei das Buch zu unserer Zeit eher „die Bibel“ hieß.

Vermutlich haben Sie ganze Generationen von Wirtschaftsinformatikerinnen und Wirtschaftsinformatikern positiv geprägt. Aber auch die Weiterentwicklung hin zu einer eigenen Fakultät mit nunmehr 15 Professuren und Lehrstühlen, die wohl primär auf Ihr Engagement zurückzuführen ist, stellt eine gewaltige Leistung dar und zeigt die Ausnahmestellung der Bamberger Wirtschaftsinformatik im deutschsprachigen Raum auf.

Ich bedanke mich für die gemeinsame Bamberger Zeit und wünsche Ihnen einen erfüllenden Unruhestand. Gerne würde ich noch weiter von Ihnen hören, die Abschiedsvorlesung war dazu möglicherweise ein hoffnungsvoller Auftakt!

Nils Herda